Ich habe mir für meinen Podcast ein gutes Mikrofon gekauft und bin mit dem Klang dennoch nicht zufrieden. Was muss ich für einen besseren Sprachklang noch kaufen?
Facebook-Nachricht von Jan H.
Ohne genauere Infos zu deinem gesamten Equipment kann ich nur spekulieren. Aber aus Erfahrung heraus, liegt es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht am Mikrofon, dass du mit deinem Klang unzufrieden bist.
Die häufigsten Klangprobleme entstehen nämlich durch den Aufnahmeraum – also der Raum, in dem sowohl Mikrofon als auch du stehst.
Denn in einem schlechten Raum bringt auch das beste Mikrofon nicht viel. Nachhall, Raummoden, Flatterechos und Nebengeräusche können viel versauen. Näher an die Kapsel zu gehen ist bei einem gerichteten Mikrofontyp zwar ein guter Ansatz, aber führt nur zu bedingt besseren Ergebnissen. Irgendwann klingt auch das blöd – irgendwie zu trocken und frequenzseitig zu unausgeglichen.
Die akustische Optimierung eines Raums ist in der Regel recht teuer. Neben speziellen Akustikelementen gibt es auch kostengünstige DIY-Projekte. Im Internet finden sich zahlreiche Videos und Anleitungen, wie man einen Raum mit einfachen Mitteln akustisch verbessert.
Ich würde daher nicht mein gesamtes Budget in ein tolles Mikrofon stecken, sondern eher über ein paar Stellwände nachdenken.
Es gibt auch sogenannte Reflexion-Filter, die man direkt vor das Mikrofon installiert: Mit diesen Mikrofonschirmen habe ich bislang jedoch keine überzeugenden Ergebnisse erzielt.
An die Hersteller da draußen: Ihr dürft mich gerne vom Gegenteil überzeugen und ich teste gerne aktuelle Produkte – mit Soundsamples für die Öffentlichkeit 😉
Gerade für Sprachproduktionen nutzen Sprecher oder Sänger häufig ein Blatt, von dem der Text abgelesen wird. Und häufig spricht man in die Richtung des Blatts mit dem Text und spricht somit mit hoher Wahrscheinlichkeit an dem kleinen Mikrofonschirm vorbei.
Gute Ergebnisse bekam ich früher, wenn ich das Mikrofon direkt vor einen geöffneten (und gut gefüllten) Kleiderschrank stellte. Die Klamotten darin schlucken sehr viel negativen Raumklang weg.
Versuche es einfach mal, und öffne deinen Kleiderschrank, stelle dein Mikrofon direkt vor den Schrank und stelle oder setze dich vor den Schrank. Das Mikrofon muss selbstverständlich zwischen dir und Schrank positioniert sein.
Experimentiere nun mit den Abständen: Wie weit muss das Mikrofon vom Schrank und von dir entfernt stehen, dass es natürlich und gut klingt.
Und falls dir jemand mit der Idee kommt, Eierkartons an die Wand zu kleben: Lass es! Die verändern den Klang so gut wie gar nicht. Und wenn überhaupt, dann verändern sie den Raumklang eher zum Negativen, weil sie hauptsächlich in den hohen Frequenzen marginal einwirken und zusätzlich den 1-kHz-Bereich betonen. Das Sound & Recording Onlinemagazin hat dies sogar belegbar in diesem Beitrag gemessen. Besonders dekorativ sind sie auch nicht und zudem riechen sie meistens recht streng.